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Laufen gegen Depressionen: Wie der Ausdauersport Depressionen und Angststörungen positiv beeinflussen kann!

kristinniebecker

Laufen und andere Formen regelmäßiger Aktivität haben nachweislich positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, insbesondere bei der Behandlung von Depressionen und Angststörungen. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Bewegung eine wirksame Ergänzung zur Psychotherapie und Medikation sein kann.


Eine Person läuft auf einem Holzweg in mitten von Sträuchern
Foto @ Ramona Reckziegel Photography

Wie Laufen gegen Depressionen und Angststörungen entgegen wirken, sowie die allgemeine psychische Gesundheit positiv beeinflussen kann, ist in den nachfolgenden Punkten aufgezeigt:


Verbesserung der Neurotransmitter-Aktivität

Bei depressiven Störungen ist die Konzentration von Noradrenalin und Serotonin geringer. Diese Neurotransmitter dienen der Reizweiterleitung. Es kommt zur Verlangsamung von Denkvorgängen, Hemmung des Antriebs und der Stimmung sowie zu Schlafstörungen. Antidepressiva wie z.B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) erhöhen die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt durch Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin in das präsynaptische Neuron. Viele Fachbegriffe, die aber im Grunde nur eins sagen sollen: Bei depressiven Störungen ist die Konzentration von bspw. Serotonin geringer. Durch Ausdauersport wie Laufen werden Neurotransmitter wie Serotonin erhöht freigesetzt. Voilà - so ergibt sich eine natürliche Unterstützung bei der Regulierung der Neurotransmitter im Gehirn.


Reduktion von Stress und Angst

Menschen, die unter Angststörungen leiden, erleben in Angstzuständen häufig begleitend Symptome wie Herzrasen und Schwindel. Sie empfinden in dieser Situation Todesangst und Kontrollverlust, so irrational die Situation für Außenstehende auch aussehen mag. Die sog. pathologische Angst unterscheidet sich aber von der Realangst nicht in der Qualität der Empfindungen. Sie tritt jedoch in Situationen auf, die real keine Gefahr oder Bedrohung darstellen (z.B. Schlange stehen an der Kasse im Supermarkt). Durch diese Symptomatik verfallen Patienten meist in eine Art "Schonungsverhalten", d.h. sie vermeiden alles was ihr Herz schneller schlagen lässt um die Angst nicht aufkommen zu lassen. Dies führt zu Isolation, Einsamkeit und verminderter Bewegung im Alltag. Laufen kann hier eine Art Expositionstherapie darstellen. Die Betroffenen erfahren begleitend, dass die Angst wieder abnehmen wird, auch wenn ihr Herz schneller schlägt.


Angstzustände können aber auch durch das Hormon Cortisol begünstigt werden, dass in der Nebennierenrinde produziert wird. Cortisol hat eine kurzfristige positive Wirkung - es macht uns belastbarer in Stresssituationen. Doch schüttet der Körper über einen längeren Zeitraum vermehrt Cortisol aus, kommt unser Körper in eine Art Dauerstress. Die kleinsten Dinge oder Änderungen bringen uns dann in eine enorme Stresssituation. Durch Ausdauersport wie Laufen versorgen wir unseren Körper und die Muskeln mit Sauerstoff, der Cortisolspiegel sinkt.


Der Parasympathikus in unserem Nervensystem ist für die Ruhe- und Regenerationsphasen zuständig. Der Sympathikus hingegen dient der Aktivitätssteigerung ("Fight or Flight"). Er versetzt uns sozusagen in einen Alarmzustand, in dem wir wachsam unsere Umgebung sondieren. Durch regelmäßiges Ausdauertraining kann eine zunehmende Verlagerung auf den Parasympathikus erreicht werden. Ein dominierender Parasympathikus ist verantwortlich für die allgemeine Erholung, innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Normalerweise sind beide gesund ausbalanciert. Bei Angststörungen kann es aber sein, dass ein dominierender Sympathikus uns in eine immerwährende Alarmbereitschaft versetzt.


Erhöhung der Selbstwirksamkeit und des Selbstbewusstseins

Viele kennen das bestimmt, man läuft total motiviert los und nach einigen Metern fangen die Beine schon an weh zu tun, man ist gefühlt völlig außer Atem und man fragt sich nur: "Was zur Hölle tue ich hier gerade?". Aber wie fühlt man sich wenn man es geschafft hat, wenn man nicht einfach wieder umgedreht ist? Ja genau, man ist stolz auf sich, fühlt sich stark. Laufen bringt einem Vertrauen auch schwierige Situationen bewältigen zu können. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und den eigenen Körper. Es kann das Gefühl von Kontrolle über sein eigenes Leben verstärken. Vor allem bei Angststörungen erleben die Betroffenen häufig das Gefühl von Kontrollverlust, sie fühlen sich äußeren Umständen schutzlos ausgeliefert.


Verbesserung des Schlafs

Studien (bspw. von Passos et al. 2010) zeigen, dass Ausdauertraining einen positiven Effekt auf unseren Schlaf hat. Dabei geht es um die Schlafqualität und die Fähigkeit schneller einzuschlafen. Schlafmangel hat einen großen Einfluss auf unsere psychsiche Gesundheit. Zu wenig oder schlechter Schlaf führt nicht nur zu allgemeiner Müdigkeit und Unkonzentriertheit, sondern bewirkt auch die Verschlimmerung von depressiven Symptomen oder Ängsten sowie andere Erkrankungen.


Soziale Interaktion und Unterstützung

Laufen kann auch eine Möglichkeit bieten soziale Kontakte aufzubauen und zu pflegen, sei es durch Laufgruppen oder das Training mit Freunden. Viele Menschen denken, dass sie mit ihren Problemen alleine sind auf der Welt. "Nur mir geht es so schlecht. Alle anderen haben es so leicht" sind häufige Sätze. Aber wie wäre es mit einer Gruppe aus Menschen laufen zu gehen, denen es genauso geht wie einem selbst. In meiner Praxis werde ich zukünftig genau dies anbieten. Wir verbinden dadurch das Konzept der Gruppentherapie, also dem Gefühl ich bin nicht alleine damit auf dieser Welt, und den Vorteilen des Ausdauersports Laufen. Bei Interesse melden Sie sich einfach bei mir und vereinbaren einen Termin.


Fazit:

Laufen wirkt sich in vielen Facetten positiv auf unsere psychische Gesundheit aus. Es reguliert unsere Neurotransmitter-Aktivität, reduziert Stress und Angst, fördert unsere Selbstwirksamkeit und unser Selbstbewusstsein, lässt uns besser Schlafen und führt uns schlussendlich mit Menschen zusammen, die das Gleiche teilen wie wir selbst.


Auch hier ist es nochmal wichtig zu erwähnen, dass Laufen nicht die Lösung aller Probleme ist und nicht für Jedermann geeignet ist. Die Therapiemethode sollte immer individuell auf den entsprechenden Menschen bzw. das vorliegende Krankheitsbild abgestimmt werden. Außerdem rate ich jedem, der mit dem Laufen beginnen möchte, vorab mit dem Hausarzt abzuklären, ob es medizinische Kontraindikationen gibt.



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